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Bentley Kühlerfigur „Winged B“
Der Bentley 4.5-litre von König Edward VII.
Bentley 4,5l Blower (1929)
Bentley ist ein britischer Automobilhersteller und ein Familienname aus dem angelsächsischen Raum. Die Automarke gehört seit 1998 zum Volkswagen-Konzern. Derzeitiger Chief Executive Officer ist Franz-Josef Paefgen. Bentley ist offizieller Hoflieferant der britischen Königin und der Königsfamilie.
Die Automarke Bentley Motors Ltd. wurde im Januar 1919 von Walter Owen Bentley, gegründet, der vorher mit seinem Bruder unter dem Namen Bentley & Bentley einen Handel für DFP-Automobile betrieben hatte. W.O. Bentley war selbst leidenschaftlicher Rennfahrer und gewann einige Rennen mit selbst verbesserten Autos.
Die Cricklewood-Bentleys [Bearbeiten]
Der erste eigene Wagen war der 3 litre, der im Mai 1919 vorgestellt wurde, aber erst nach ausführlichen Tests ab 1921 verkauft wurde. Insgesamt wurden 1622 3-Litre Bentley in verschiedenen Ausführungen produziert, wobei die schnellste Variante, der Super Sports, die prestigeträchtigen 100 Meilen pro Stunde (160 km/h) erreichte.
Das nächste Modell in der Geschichte war der ab 1926 hergestellte 6 1/2 Liter Sechszylinder, dessen Sportversion mit höherer Verdichtung und zwei SU-Vergasern als Speed Six bezeichnet wurde. Vom 6 1/2 Liter wurden von 1925 bis zum Produktionsende 1930, 545 Stück gebaut, davon 182 Speed Six.
Das Nachfolgermodell des 3 Liter-Bentley war der 4 1/2 Liter, der die gleichen Zylinderabmessungen wie der 6 1/2 Liter hatte, jedoch mit nur vier Zylindern, von denen zwischen 1927 und 1931 mit wenigen Modifikationen über die Bauzeit 665 Exemplare gebaut wurden. Von diesen 665 4 1/2 Litern wurden heute legendäre 50 Serienmodelle (plus fünf Birkin-Fahrzeuge) mit Kompressor (Blower) ausgestattet, dies jedoch eher entgegen der Überzeugung von W.O.Bentley (zit. "it would pervert its design and corrupt its performance"). W O Bentley musste sich jedoch seinen Geldgebern, die das Projekt förderten, insbesondere Woolf Barnato beugen. (Bentley Motors Ltd. litt seit Anbeginn unter chronischem Geldmangel). Die Blower-Bentleys waren aber tatsächlich nicht standfest genug, um Rennerfolge zu erzielen.
Bekannt wurden die Bentleys durch zahlreiche Rennerfolge, vor allem aber durch die Siege im 24-Stunden-Rennen von Le Mans (1924 3 Liter - J. Duff (GB), F. Clement (F); 1927 3 Liter - D. Benjafield, S. Davis (GB); 1928 4 1/2 Liter - W. Barnato, B. Rubin (GB); 1929 - W. Barnato, Sir H. Birkin (GB); 1930 Speed Six - W. Barnato, G. Kidston (GB) und 2003! Speed 8 GT - R.Capello (IT), T. Kristensen (DK), G. Smith (GB) ).
Neben den Rennerfolgen wurden zahlreiche Bentleys mit eleganten Reisekarosserien versehen. Diese Ausführungen waren den Modellen von Daimler oder Rolls-Royce vergleichbar.
Mit dem Bentley 8 Liter wurde 1930, also zur Zeit der Weltwirtschaftskrise, ein Modell vorgestellt, das zwar technisch äußerst elegant war und auch trotz schwerer, luxuriöser Karosserieaufbauten hohe Geschwindigkeiten erreichte, aber eben auch zu teuer war, um einen Markterfolg zu erzielen. Als letztes eigenständiges Modell wurde 1931 der Bentley 4 Liter vorgestellt, der aber ebenfalls nur in wenigen Exemplaren verkauft werden konnte, so dass Bentley 1931 Konkurs anmelden musste.
Die Derby-Bentleys [Bearbeiten]
Nach der Insolvenz wollte der ehemalige Autoproduzent und damalige Flugmotorenhersteller Napier & Son die Firma Bentley übernehmen und weiterführen. Napier wurde jedoch von dem unbekannten British Central Equitable Trust überboten, der im Auftrag von Rolls-Royce handelte, um so einen schlagkräftigen Wettbewerber zu verhindern.
Aus noch bestehenden Teilen wurden noch einige 4 Liter-Modelle gefertigt, parallel jedoch auf Basis des 20/25 H.P. von Rolls-Royce der Bentley 3 1/2 Liter entwickelt. Der unter dem Namen "The Silent Sports Car" vermarktete 3 1/2 Liter hatte jedoch etwa 50 Prozent mehr Leistung. Von 1933 bis 1936 wurden 1.177 Exemplare gebaut. Die Fertigung war nach Derby verlegt worden; daher werden die Fahrzeuge aus dieser Zeit als Derby-Bentleys bezeichnet.
Nachfolger wurde der 4 1/4 Liter, vom dem bis 1939 1.234 Exemplare gefertigt wurden und der während seiner Bauzeit kontinuierlich weiterentwickelt wurde, vor allem um auf den aufkommenden Autobahnen hohe Dauergeschwindigkeiten zu ermöglichen. Die Derby-Bentleys hatten obengesteuerte Stoßstangenmotoren (OHV) mit seitlicher Nockenwelle, im Gegensatz zu den von W. O. Bentley gebauten Motoren mit obenliegender Nockenwelle (OHC). Die begonnene Entwicklung des Bentley Mark V wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen, lediglich 19 Prototypen entstanden.
Die Crewe-Bentleys [Bearbeiten]
Bentley T-Type, Baujahr 1976, neben Bentley Continental GT, Baujahr 2005
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Fahrzeugproduktion von zivilen Autos von Rolls-Royce und Bentley im heute noch genutzten Werk in Crewe wieder aufgenommen. Während der Rolls-Royce Silver Wraith, wie alle bisherigen Fahrzeuge, nur als Fahrgestell mit Motor offeriert wurde, wurde der in vielen Bereichen baugleiche Bentley Mark VI erstmalig als komplettes Auto angeboten. Auch hier war wieder der Bentley die sportlichere Variante. Neben den Mark VI mit Werkskarosserien wurden auch weiterhin individuelle Aufbauten von renommierten Karosseriebauern wie Mulliner, Park Ward und vielen anderen realisiert, jedoch wurden rund 80 % der 5.202 gebauten Mark VI mit der Standard Steel Sports Saloon-Karosserie geordert.
Bentley R-type (1952-1955)
1952 löste der nur geringfügig weiterentwickelte Bentley R-Type das Vorgängermodell ab. Mit dem R-Type begann auch die Tradition bei Bentley besonders sportliche Ableger des Serienmodells als Continental anzubieten. Der Name beruht, aus britischer Sicht, auf den höheren Geschwindigkeiten, die auf dem Kontinent gefahren werden durften. Der nur 208 mal gebaute, Bentley R-Type Continental mit überwiegend zweitüriger Fastback-Karosserie von H.J. Mulliner war zu seiner Zeit der schnellste viersitzige Sportwagen der Welt.
Die Ähnlichkeiten zwischen den Rolls-Royce-Modellen und den Schwestermodellen von Bentley nahm weiter zu, als 1955 parallel der Rolls-Royce Silver Cloud und der Bentley S-Type vorgestellt wurden. Die beiden Typen unterschieden sich nicht mehr in der Motorleistung, sondern nur noch durch Kühler, Markenembleme und Karosseriedetails. Der Bentley S-Type beruhte immer noch auf einem separaten Fahrgestell, wodurch weiterhin Sonderaufbauten realisiert werden konnten. Auch von diesem Modell gab es eine mit sportlicher Sonderkarosserie ausgestattete Continental-Version und eine Variante mit verlängertem Radstand.
Der große Erfolg des S-Type wurde 1959 durch die Einführung des noch heute (2006) in weiterentwickelter Form gebauten Leichtmetall-V8 Motors mit 6,2 Litern Hubraum gekrönt. Das S2 genannte Modell war ansonsten baugleich und wurde ab 1962 bis zum Bauende der Serie 1965 von dem S3 mit Doppelscheinwerfern abgelöst. Interessant ist die Verteilung der Bauzahlen zwischen den Schwestermodellen. Während vom dem im Nachhinein so bezeichneten S1 mit 3.538 Stück deutlich mehr als vom Silver Cloud I mit 2.360 Stück gebaut wurden, betrug das Verhältnis beim S2 schon 2.308 zu 2.717 Silver Cloud II und beim S3 nur noch 1.630 zu 2.809 Silver Cloud III.
1965 wurde der, für Rolls-Royce Verhältnisse, geradezu revolutionäre Silver Shadow und das baugleiche Schwestermodell Bentley T-Series vorgestellt. Waren die Vorgängermodell mit ihren geschwungenen Formen selbst für die damalige Zeit sehr konservativ, so waren die neuen Schwestermodelle nun technisch und optische auf der Höhe der Zeit und wurden allgemein als äußerst gelungen anerkannt. Erstmalig wurden technische Neuerungen wie eine selbsttragende Karosserie, Scheibenbremsen, eine unabhängige Radaufhängung und eine Niveauregulierung eingesetzt. Der neue T-Type war in seinen Außenabmessungen in allen Dimensionen kleiner und auch leichter, was allerdings relativ zu verstehen ist, dennoch konnte der Innenraum durch die selbsttragende Karosserie vergrößert werden.
Ab 1969 konnte eine Version mit langem Radstand und wahlweise mit einer Trennscheibe geordert werden. Gebaut wurden die Fahrzeuge bis 1980, wobei die Modelle von 1977 bis 1980 aufgrund der zahlreichen Veränderungen, wie ein anderes Armaturenbrett, kunststoffgepolsterten Stoßstangen sowie zahlreichen technischen Änderungen als Silver Shadow II bzw. T2 bezeichnet wurden. Dennoch ging der Anteil der Bentleys gegenüber den Rolls-Royce Versionen weiter zurück, lediglich rund 7 % wurden als Bentley T-Series ausgeliefert. Der T2 wurde nicht mehr für den wichtigsten Exportmarkt USA homologiert. Es wurde bereits überlegt, die Marke Bentley einzustellen.
Als Nachfolger wurden im Oktober 1980 der Rolls-Royce Silver Spirit und das Schwestermodell Bentley Mulsanne vorgestellt. Damit und insbesondere mit dem 1982 vorgestellten Bentley Mulsanne Turbo begann die Erholung der Bentley-Verkäufe. Die Turbo-Versionen, mit einer Leistung von „ausreichend plus 50%“ deutlich leistungsstärker und wieder unterscheidbar gegenüber den Rolls-Royce-Schwestermodellen, erschlossen neue und vor allem jüngere Käuferschichten.
1984 wurde der für Rolls-Royce-Verhältnisse etwas günstigere Bentley Eight mit traditionellem verchromtem Drahtgeflecht-Kühlergrill vorgestellt. 1985 wurde dann das wichtigste Modell dieser Zeit, der Bentley Turbo R, vorgestellt, der in mehreren Evolutionsstufen bis 1997 gebaut wurde. Damit gewann Bentley wieder ein klares Profil als sportliche, aber dennoch luxuriöse Marke. Die Verkaufszahlen nahmen wieder zu, und seit 1990 werden mehr Bentleys als Rolls-Royce produziert: manche Kunden lehnten den pompösen Auftritt eines Rolls-Royce mit der Emily-Kühlerfigur ab und nutzten lieber das komfortgleiche, schnellere Bentley-Modell.
Die Bentleys der Neuzeit [Bearbeiten]
Die Bentley State Limousine der britischen Königin, hergestellt für deren Goldenes Thronjubiläum (2002)
Das aktuelle Modellprogramm: Continental Flying Spur, Continental GT, und Arnage.
Im Jahr 1998 wurde das Unternehmen Rolls-Royce von der Mutter, dem Vickers-Konzern, nach einem Bietergefecht zwischen BMW und Volkswagen an Volkswagen verkauft. BMW kündigte daraufhin die bestehende Motorenlieferung und nutzte seine guten Beziehungen zum Flugzeugtriebwerkhersteller Rolls-Royce plc., der nicht verkauft worden war, aber die Markenrechte an Rolls-Royce besaß, um sich für 40 Millionen Pfund die Rechte an dem Namen zu sichern. Volkswagen hatte damit zwar das Automobil-Werk in Crewe und den Namen Bentley erworben, aber eben nicht die Namensrechte an Rolls-Royce. So kam es zu einem Gentlemen's Agreement zwischen dem damaligen Chef von VW, Piëch und dem damaligen Chef von BMW und späteren VW-Chef, Bernd Pischetsrieder, dass VW im Stammwerk in Crewe bis Ende 2002 unter der Lizenz von BMW und mit Motoren von BMW weiter Rolls-Royce Modelle bauen durfte und BMW mit dem Markennamen eine völlig neue Fertigung in Goodwood aufbauen werde.
Im Jahre 2001 nahm Bentley nach 70 Jahren erstmals wieder mit dem Modell Bentley EXP Speed 8 am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil. Für den Wiedereinstieg in das Renngeschehen nach dieser jahrzehntelangen Pause wurde auf Know-how der Konzernschwester Audi zurückgegriffen, die mit dem Audi R8 (Rennprototyp) Sportprototypen in den Jahren 2000, 2001, 2002 sowie 2004 und 2005 siegreich war. Im Jahre 2003 gewann Bentley mit einem Doppelsieg zum sechsten Mal in Le Mans. Der Sieg ging an das Team Tom Kristensen/Rinaldo Capello/Guy Smith. Zweite wurden Johnny Herbert/David Brabham/Mark Blundell.
Für die Verwendung auf öffentlichen Straßen werden derzeit die große Limousine Arnage in drei Varianten, das sportliche Coupé Continental GT, die Limousine Continental Flying Spur, das große Cabrio Azure II und das Cabrio GTC auf Basis des Bentley Continental GT angeboten, alle bis auf den Arnage und Azure auf der selben Plattform gefertigt wie der Konzernbruder VW Phaeton. Seit Ende 2007 ist zudem auf Basis des Bentley Azure (seit 2006) ein Coupé erhältlich, welches den Namen Brooklands trägt und mit rund 537 PS und über 1.000 Nm Drehmoment nochmals mehr Leistung bieten wird, als der stärkste Bentley Arnage. Das Fahrzeug ist als limitierte Serie (550 Stück) vorgesehen und feierte sein Überraschungsdebüt auf dem Genfer Autosalon 2007.
Während die Arnage-Modelle noch unter Rolls-Royce entwickelt wurden, ist die Continental-Reihe eine Neuentwicklung unter VW-Regie. Sie zeigen den Weg, der Bentley in die Zukunft führen soll. Mit dem Flying Spur und dem Continental GT Speed liefert Bentley wieder, wie schon in den 50er Jahren, mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h die schnellste in Serie gefertigte Limousine bzw. viersitzige Coupé.
Der Bentley State Limousine ist der Dienstwagen der britischen Königin Elisabeth II. Nur zwei Exemplare wurden für ihr goldenes Thronjubiläum im Jahre 2002 als Geschenk hergestellt. Somit ist der Bentley State Limousine seltener als der legendäre Rolls-Royce Phantom IV., von dem nur 18 Stück produziert wurden.
Modelle im Überblick [Bearbeiten]
Bentley 4,25 Liter Derby Sports (1936)
Nachkriegsmodelle in der Zeitleiste [Bearbeiten]
- Roßfeldt, Klaus-Josef: Die Geschichte der Marke Rolls-Royce und Bentley. Sonsbeck: Brinckmann, 1981
- Roßfeldt, Klaus-Josef: Rolls-Royce und Bentley,Geschichte-Daten-Fakten. BLV-Verlag, 1988
- Roßfeldt, Klaus-Josef: Rolls-Royce und Bentley Automobile, Vom Anfang des Jahrhunderts bis ins Neue Jahrtausend. Eigenverlag, 1998 (1)
- Jonathan Wood: Rolls-Royce & Bentley, die Geschichte einer legendären Marke, Heel, 2001, ISBN 3-89880-106-3
- Andrew Frankel: Bentley - Die Geschichte, Delius Klasing Verlag, ISBN 3-7688-1658-3
- Literaurliste des BRROC http://www.brr-club.de/mediapool/52/525072/data/Literaturliste.pdf